Der erste urkundliche Hinweis auf eine Siedlung am Standort des heutigen Dorfes Oberwil stammt aus dem Jahre 1040. Die ursprüngliche Bezeichnung "Willare" wandelte sich im Laufe der Zeit in "Weilere" (1178 und 1184) und später in "Oberen Wiler" (1315).
Der Ursprung des Dorfnamens auf die Endung "-wil" wird einerseits vom lateinischen Wort "viculus" (kleines Gehöft) und andererseits von der ebenfalls lateinischen Bezeichnung eines römischen Herrenhauses ("villa") abgeleitet. Der Fund eines römischen Mosaikbodens im Jahre 1864 in der Nordostecke des Friedhofs belegt das Bestehen einer Wohnsiedlung am Standort der Pfarrkirche "St. Michael" schon zur Zeit der Römer und lässt den Schluss zu, dass unsere Gemeinde von dieser "villa" den Namen "Oberwil" erhalten hat.
Bis zur Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen im Jahre 1415 gehörte unser Dorf zum Herrschaftsbereich des Hauses Habsburg-Laufenburg. Die Ausübung der Hoheitsrechte war von den Habsburgern an Lehensträger übertragen, die als Vögte die Steuer- und Gerichtshoheit ausübten.
Im Jahre 1445 wurde das Dorf im alten Zürichkrieg von den Urschweizern verwüstet. 84 Jahre später fegten die Stürme der Glaubenskämpfe über die Siedlung. Als erste Gemeinde des Kelleramtes bekannten sich unsere Vorfahren zum neuen Glauben. Der neuen Lehre blieben sie jedoch nur wenige Jahre treu. Der Sieg der katholischen fünf Orte über das reformierte Zürich in der Schlacht bei Kappel im Jahre 1531 brachte die Rekatholisierung. Im ersten Villmergerkrieg von 1656 wurde das Dorf erneut geplündert und verwüstet und die Dorfkirche, wie bereits 1445, zerstört. Übrig geblieben ist nur der aus dem 11. Jahrhundert stammende Kirchturm. Die heutige Kirche wurde am 24. Oktober 1676 vom Generalvikar in Konstanz zu Ehren des heiligen Michael geweiht. Sie wurde in den Jahren 1968/69 letztmals einer Innen- und im Jahre 1989 einer Aussenrenovation unterzogen und steht seit vielen Jahren als Baudenkmal von regionaler Bedeutung unter Denkmalschutz.
Seit dem alten Zürichkrieg erhielt die Pfarrkirche Bremgarten die Vogteisteuer. Die herrschaftlichen Rechte lagen bei der Stadt Bremgarten, während die hohe Gerichtsbarkeit durch Zürich ausgeübt wurde. Mit der Schaffung des Kantons Aargau in der Mediationsverfassung Napoleons von 1803 kam unser Dorf zum Kanton Aargau.
Lieli war bis zum Jahre 1908 eine selbständige Gemeinde. Der Name ist ebenfalls römischen Ursprungs und wird von der wilden Rebe oder Waldrebe, die wir unter dem Namen "Nielen" kennen, hergeleitet. Heute ist dieser alte Name nur noch im Sprachgebrauch der alteingesessenen "Nieler" zu finden.
Die Vereinigung zu einer einzigen politischen Gemeinde erfolgte damals angesichts der schlechten finanziellen Lage. Oberwil wurde vom Grossen Rat des Kantons Aargau zur Übernahmegemeinde bestimmt, während in Lieli die öffentlichen Institutionen und die Schule aufgelöst wurden.
Im Laufe der Zeit hat sich das Gewicht der beiden Dörfer stark gewandelt. Dieser Entwicklung wurde mit der Gemeinde-Namensänderung in "Oberwil-Lieli" per 1. Januar 1984 Rechnung getragen.
Oberwil-Lieli gehört zu jenem Teil des Bezirks Bremgarten, der als Kelleramt bezeichnet wird. Ein ansehnlicher Teil der rund 10,5 km langen Gemeindegrenze ist zugleich auch Grenze zum Kanton Zürich. Das prachtvoll gelegene Gemeindegebiet an den sonnigen Hängen des Reusstales wird auch "Holzbirrliberg" genannt. Von diesem Namen ist das Gemeindewappen abgeleitet, das einen Birnbaum mit dreizehn goldenen Früchten darstellt.
Das Dorf war von jeher eine Bauernsiedlung. Nebst dem Ackerbau und der Viehzucht war auch die Rebkultur ein bedeutender Erwerbszweig für die vorwiegend in der Landwirtschaft tätige Bevölkerung.
Da die Landwirtschaft nicht allen Familienmitgliedern der wachsenden Bauernfamilien ein Auskommen bot, mussten vor allem die jungen Männer in der Fremde eine neue Heimat suchen oder sich zum Solddienst verpflichten. Von den Brüdern Jakob und Jost Brändli ist bekannt, dass der eine in französischen Diensten Oberst-, der andere Generalleutnant Ludwigs XIV. geworden war.
Die Nähe zur Stadt Zürich mit einer Entfernung von weniger als 12 km ist für die bauliche Entwicklung seit Mitte der 60er Jahre verantwortlich. Die Einwohnerzahl lag 1960 bei 550 Personen, 1970 bei 750, 1980 bei 1190, 1990 bei 1550, 2000 bei 1750 und 2010 bei 2147 Einwohnern.
Die Einwohnerinnen und Einwohner sind heute vorwiegend im tertiären Dienstleistungssektor im Wirtschaftsraum von Zürich tätig. Nur noch wenige Familien finden ihr Auskommen in der Landwirtschaft, welche noch ungefähr 316 ha Nutzfläche aufweist. Weitere 219 ha der insgesamt rund 535 ha zählenden Gesamtfläche entfallen zu rund 130 ha auf Wald und Gewässer und zu rund 89 ha auf überbautes Siedlungsgebiet.
Die verkehrstechnische Erschliessung des Dorfes im Zusammenhang mit den Autobahnanschlüssen N4/N20 haben die Gemeinde in den letzten Jahren stark gefordert. Das Projekt Untertunnelung Lieli wurde im 2008 erfolgreich eingeweiht.
Wirtschaftlich hat sich die Gemeinde sehr gut entwickelt - sie gehört heute zu den steuergünstigsten Gemeinden des Kantons Aargau. Bleibt zu hoffen, dass die Traditionen und Eigenheiten des Ortes sowie der ländliche Charakter den Veränderungen trotzen werden und so den kommenden Generationen erhalten bleiben.